Montag, 30. Mai 2011

Tagwache 1:00 a.m.

Wie spät ist es eigentlich im Weltall?
Ober besser gefragt, in welcher Zeitzone fliegt eigentlich die ISS? Russland und Amerika haben sich in dieser Frage auf die für Europa ideale Greenwich Mean Time GMT geeinigt.
Am Samstag war diese Tatsache für mich hier in Houston allerdings weniger ideal und nötigte mich zu einer kleinen Nachtschicht. So hieß es zu einer Zeit, an welcher ich am Vortag noch ins Bett gegangen bin, aufstehen.
Ich hatte die einmalige Gelegenheit meinen Chef und eine Kollegin in das bekannte Mission Control Center zu begleiten, um an Bord des Space Shuttle Endeavour ein Experiment durchzuführen. Das Space Shuttle brachte das letzte große Bauteil zur internationalen Raumstation und vervollständigte nach 13 Jahren Bauzeit nun dieses vom Menschen geschaffene Wunderwerk im Weltall. Unser Experiment drehte sich aber um ganz irdische Dinge wie die Wirbelsäule. Besser gesagt um ihre Ausdehnung unter Schwerelosigkeit.  So wächst diese nämlich ca. 6 Zentimeter an und kann dazu führen, dass der Astronaut nicht mehr in seinen Raumanzug, oder in seinen Sitz passt. Unsere Versuchskaninchen waren dabei Space Shuttle Commander Mark Kelly und sein Pilot Greg "Box" Johnson. Mark ist übrigens verheiratet mit der US- Kongressabgeordneten Gabrielle Giffords, welcher vor ein paar Monaten bei einem Attentat in den Kopf geschossen wurde.

Das Mission Control Center. Die Amerikanische Flagge am Dach bedeutet, dass zur Zeit ein Amerikaner im Weltall ist. Und sie weht seit mehr als zehn Jahren durchgehend.


Meine Arbeitskollegin Karen und ich im Science Center.
Ein Nebenraum in welchem alle wissenschaftlichen Experimente betreut werden. Bilder vom Experiment und den Astronauten selbst kann ich zur Zeit leider noch nicht zur Verfügung stellen.


Der Kontrollraum für alle Space Shuttle Missionen.
Nebenan befindet sich noch der größere Raum für die Steuerung und Überwachung der ISS und einige kleinere Räume, wie z.b. das Science Center. Auch das Weltraumwetter wird z.b. in einem seperaten Raum genauestens überwacht um die Strahlenbelastung der Astronauten bestimmen zu können.

Das historische Apollo Mission Control Center.
Kaum vorstellbar dass man damals mit solchen "Computern" bis zum Mond gekommen ist, und vor allem auch wieder zurück!

Die "härteste Türe" vor welcher ich je gestanden bin, und ihr hättet mal die Türsteher sehen sollen ;-)

Passt zwar nicht zum Thema grad, aber weils so schön war neulich Abend am Pool :-)

Freitag, 13. Mai 2011

Neues aus Texas

Es hat geregnet! Ja, das ist mir tatsächlich eine Meldung wert, denn es war das erste Mal seitdem ich hier bin. Wieso es hier trotzdem grüne Bäume gibt, und nicht so wie ein bisschen weiter westlich im Landesinneren die Wüste dominiert, kann ich mir noch nicht ganz erklären. Wahrscheinlich liegt das an den Tropenstürmen welche ab Juli regelmäßig enorme Wassermassen hier lassen, oder an der extrem hohen Luftfeuchte die hier ein ganzes Jahr herrscht.
Diese schlägt einem richtig ins Gesicht, wenn man die klimatisierten Räumlichkeiten verlässt. Da lernt man dann auch wieder eine Klimaanlage im Auto zu schätzen und frägt sich, wie man das früher ohne ausgehalten hat. Am besten ausprobieren, oder…?! Aber sicher nicht freiwillig. Und so kam es, dass Fernando diese Woche nach Frankreich musste und mir sein in Mexiko gemeldetes Auto aus Versicherungsgründen nicht zur Verfügung stand. Also borgte mir ein Arbeitskollege sein Viertauto. Natürlich ohne Klimaanlage und auch sonst sehr museumsreif…
Meine Arbeitskollegen sind alle super nett und freundlich. Zudem bin ich hier in einer relativ Jungen Abteilung gelandet. Was für NASA Verhältnisse mit einem Altersschnitt von ca. 48 Jahren heißt, dass die jüngsten Kollegen nicht jünger als 30 sind. Und eigentlich auch bei externen Firmen angestellt sind. Obama´s Kürzungen sind deutlich zu sehen. Voriges Jahr musste mein Chef seine Abteilung halbieren. Bei der regelmäßigen Donnerstag-Afterwork-Bierrunde „lernen“ wir dann aber wieder von den Oldies, wo die alten Cracks aus Apollozeiten unter sich sind und allerlei Geschichten zu erzählen haben.
Damit es aber hoffentlich nicht bei alten Geschichten bleibt, arbeiten wir auch fleißig an einer zukünftigen Mondlandung. Vor allem was die Raumanzüge betrifft. Dazu endlich ein paar Bilder von den Tests am Anzug „Mark III“, welcher für planetare Missionen, also Mond und Mars, entwickelt wird. Dieser wird auch nur an deren Oberfläche getragen und unterscheidet sich doch stark von den bekannten orangen Anzügen, welche die Astronauten bei Start und Landung tragen, bzw. den weißen Anzügen, welche Sie z.b. bei ISS-  Weltraumspaziergängen an haben.

Die "Unterwäsche" in einem Raumanzug ist mit vielen kleinen, dünnen Schläuchen durchzogen, welche zur Kühlung des Astronauten dient.

Ein alter Apollo-Mondanzug.

Houston vom Boden...

...und aus der Luft. Dieses Foto ist mir beim Landeanflug aus Orlando gelungen, als wir ein paar Warteschleifen drehen mussten.

Samstag, 7. Mai 2011

KSC – Florida

Kennedy Space Center, 29. April 3:47 p.m. – das war der Grund weshalb ich mich letzten Mittwoch, zwei Tage vor besagtem Zeitpunkt auf die Reise nach Orlando machte. Nämlich der letzte Start des Space Shuttles Endeavour und der vorletzte Start eines Space Shuttles überhaupt. Mit dem Mietauto ging´s also auf nach Cape Canaveral, wo sich unser Campingplatz befand und von wo aus wir auch den Shuttle Launch beobachten wollten. Am Weg dorthin besorgten wir noch schnell ein Zelt, ehe wir uns dann lange nach Mitternacht in Gesellschaft einiger Waschbären zur Ruhe begeben konnten.
Es folgte am nächsten Tag die übliche Touristentour am Weltraumbahnhof bevor wir uns am Freitag, früh morgens, die besten Plätze am Pier für den Shuttle Launch sicherten. Unsere Nachbarn waren natürlich bestens ausgestattet, mit riesigen Teleobjektiven und Funkgerät um die Funksprüche der NASA mit zu verfolgen, wohingegen wir nicht mal einen Sessel hatten. ;-) Gut dass Amerikaner immer mit ihrem halben Haus vereisen und uns natürlich sofort zwei zur Verfügung stellten.  
Alles lief also perfekt, die Astronauten waren bereit zum Einsteigen und bis zum „Lift off“ waren es keine drei Stunden mehr. Dann aber die schlechte Nachricht: Startabbruch wegen eines technischen Defekts. Verschiebung um 48h (auf Sonntag) bzw. kurz darauf die Meldung dass der neue Starttermin für Montag angesetzt wurde. Extra auf solche Ereignisse vorbereitet, planten wir den Rückflug erst wieder für Mittwoch und waren guter Hoffnung den Start eben am Montag zu sehen. Doch als die Astronauten- Crew am Sonntag wieder nach Houston zurückbeordert wurde, war klar dass es eine längere Verzögerung geben wird und wir den Start leider nicht mehr sehen werden.  L
Ernüchtert versuchten wir nun also das Beste daraus zu machen und so bietet Florida Gott sei Dank gute Möglichkeiten einen netten Urlaub zu gestalten. Als erstes ging´s nach Sanibel Island, nahe Fort Myers, dem angeblich schönsten Strand Floridas. Danach machten wir uns auf nach Miami Beach bevor es in die Everglades weiterging. Zum Abschluss noch raus auf die Keys bis nach Key West, dem südlichsten Punkt von Kontinental-USA, ehe wir nach 1254 Meilen Autofahrt wieder zurück in Orlando waren.
Das Space Shuttle Endeavour auf der Startrampe.
Dort steht es leider immer noch :-(
(Zu sehen ist leider nur der obere Teil des Tanks (Orange) und die Spitze der seitlichen Booster(Weiß), der Rest ist noch von einer "Schutzhülle" umgeben)

Sonnenuntergang auf Sanibel Island

Alligator in den Everglades

Mein Kärntner Leidensgenosse und ich am südlichsten Punkt von Kontinental-USA. 90 Meilen bis nach Kuba.


ohne Kommentar...

1254 Meilen, danke Tempomat.
Bei Autobahnen in Großstädten wie Miami (oder vor allem Houston) welche so breit sind wie Fußballfelder lang sind, aber dann doch nicht mehr so gemütlich wie hier oben.