Montag, 25. Juli 2011

Mission Accomplished

Houston, Problem gelöst! Wie, das haben wir am Donnerstag bei unserer Abschiedspräsentation gezeigt und erfreulicherweise sehr viel Lob für unsere Arbeit erhalten. Vier Stunden früher ist in Cape Canaveral eine andere Ära zu Ende gegangen – die allerletzte Landung eines Space Shuttles.
Am Freitag stand dann die Verabschiedung von meinen ganzen Arbeitskollegen am Programm, wohingegen die Shuttlecrew zurück in Houston begrüßt wurde.
Unabhängig davon bekamen wir von einer Praktikantenkollegin noch eine Führung am NASA-eigenen Flughafen – dem Ellington Airfield auf welchem auch die Crew Return Zeremonie stattfand.
Eine großartige Tour welchen den Abschied gleich nochmal etwas verschönerte. Vor allem hatten es sich einige Tausende nicht entgehen lassen, mich und die Shuttlecrew noch einmal zu sehen ;-)

Um mich professionell auf den anstehenden Roadtrip an der US Westküste vorzubereiten, stattete ich auch dem Space Food Lab noch einen Kurzbesuch ab und lies mich mit einem geeigneten Astronauten - Survival-Lunchpaket ausstatten. Mit Shrimpcocktail, Reis und Bohnen im Gepäck, haltbar für die nächsten 18 Monate, kann also nichts mehr schief gehen.

Stressig war dann nur mehr die logistische Aufgabe all mein Gepäck richtig unterzubringen, das Appartement zu kündigen und meinen Abschied gebührend zu feiern. Alles ist bestens gelungen, darum kann ich nun zusammenfassend und glücklich auf eine einzigartige Erfahrung in den letzten vier Monaten zurückblicken. Zufrieden und dankbar für diese unvergesslichen Einblicke in einen Ort, welcher bis vor kurzem noch unmöglich zu erreichen schien.

Houston, Over and Out!

T-38 Trainingsflugzeuge. Jedem Piloten unter den Astronauten wird ein eigenes zur Verfügung gestellt.

Damit reisen sie zwischen den NASA Zentren in den USA hin und her.

WB-57 Höhenforschungsflugzeug. Wovon es weltweit nur 2 gibt. Eines hinter mir, das andere irgendwo über Afghanistan.

Auch JSC- Direktor Michael Coats lies es sich nicht entgehen mich persönlich zu verabschieden ;-)

Noch schnell ein bisschen Brot mit Shrimpscocktail eingepackt.

So wird im Weltall serviert. Mit Magneten und Klettverschluss.

Montag, 11. Juli 2011

The final Countdown

So heißt es einerseits für mich, da sich die Zeit hier schön langsam dem Ende neigt und ich meine Dienste der NASA nur mehr zwei Wochen zur Verfügung stellen kann.
Und so hat es auch letzten Freitag in Cape Canaveral geheißen - es fand der allerletzte Start eines Space Shuttle statt.

Der Reihe nach gibt’s aber seit meinem letzten Beitrag einiges zum nacherzählen. Die Woche begann mit dem patriotischen 4th of July Feiertag bzw. Independence Day. Das heißt hier Feuerwerk, BBQ, Feuerwerk, und nochmal BBQ gemischt mit allem Möglichen was den amerikanischen Patriotismus sonst noch hochleben lassen kann.
Die Arbeitswoche war dann wiedermal ein wenig anders als normal, denn wir waren nicht am JSC tätig, sondern in einem der unzähligen, dem JSC umgebenden Lockheed Martin Gebäuden. Diese Firma bekam von der NASA den Auftrag die Orion Kapsel zu entwickeln und so befindet sich ein sehr detailliertes MockUp in deren Hallen – das „Human Engineering and Structural MockUp“. Darin führten wir ähnliche Tests wie schon zuvor in unserem NASA Labor durch.

Weiter ging´s am Mittwoch auf eine kleine Tour zum Sonny Carter Training Facility oder auch NBL genannt. Was so viel heißt wie „Neutral Buoyancy Laboratory“ oder Riesenschwimmbecken. 62m lang, 31m breit, 12m tief und mit 23,5 Millionen Liter Wasser das größte Hallenbecken der Welt. Darin sind fast alle Module der Internationalen Raumstation sowie des Space Shuttles versenkt und dienen den Astronauten zum trainieren ihrer anstehenden Weltraumspaziergänge. Also Trockentraining im Nassen ;-)
Jeder Astronaut einer ISS- Expedition muss 15 Außenbordnotfallreparaturen durchführen können. Dazu kommen noch geplante Reparatur und Wartungsarbeiten für welche einzelne Astronauten speziell ausgebildet werden.

Abends starteten wir dann unseren kleinen Roadtrip nach Florida. Im 4 Schichtzyklus meisterten wir die 1000 Meilen bis zum Cape und waren schlussendlich Donnerstagnachmittag in Titusville wo wir uns auf die weitere Suche nach einem geeigneten Aussichtspunkt machten. Unerwartet schnell hatten wir den auch dank vieler Empfehlungen im voraus schnell gefunden und schlugen unser Zelt auf. Begleitet von Regen im tropischen Florida und neben 750.000 anderen Verrückten Menschen. Erwartet wurden sogar 1 Million, durch die bis zuletzt ungewissen Wetterverhältnisse und mit nur 30% Startwahrscheinlichkeit für Freitag wagten es aber dann doch nicht alle. Trotz guter Sicht waren wir immer noch 18km entfernt vom Startplatz und ein bisschen wehmütig, da es für NASA Praktikanten und Mitarbeiter eigentlich immer die Möglichkeit gibt so ein Spektakel vom VAB aus zu beobachten. Aufgrund der hohen Sicherheitsvorkehrungen und unzähligen VIPs welche sich für diese historische Mission angekündigt haben blieb uns aber diesmal der Zutritt zu dem nur 5km vom Shuttle entfernten Vehicle Assembly Building verwehrt. Der Start selbst war trotz unzähliger zuvor gesehener Videos ein unglaubliches Erlebnis und ganz anders! Vor allem auch der Schall, welcher uns erst nach mehr als einer Minute erreichte, als das Shuttle schon hinter den Wolken verschwunden war, brachte ein zweites Erlebnis mit sich.
Wir hatten auf alle Fälle Glück den Start schon am Freitag zu sehen und so das restliche Wochenende unbeschwert in Florida nutzen zu können. Die Wetterfreigabe erfolgte erst 30 Minuten vor dem Start. Für Samstag und Sonntag standen die Chancen aber besser und so war ich zuversichtlich, dass sich 35 Stunden Autofahrt für 1 Minute Space Shuttle Flug lohnen werden.
 
Das Orion MockUp von Lockheed Martin. Nicht nur das MockUp ist moderner als bei der NASA, sondern auch die komplette Einrichtung.

Das NBL- Becken mit Kontrollzentrum im Hintergrund.

Hier werden gerade 2 Astronauten auf Ihren Tauchgang vorbereitet...

...und wenig später mit einem Kran ins Wasser gelassen.

ISS - MockUp mit Astronaut (in der Mitte) gefolgt von 3 Hilfstauchern.
Auch wenn es eigentlich 4 sein sollten...

Space Shuttle Atlantis bereit für die allerletzte Mission
  
Und so wie Ich das Launchpad aus 18km Entfernung gesehen habe...
  
...gemeinsam mit 750.000 anderen Verrückten.
  
30 Jahre lang hat das Space Shuttle ihren Dienst geleistet und sehnsüchtig darauf gewartet endlich von mir verabschiedet zu werden.

Der Start gesehen aus einem T-38 Astronautentrainingsflugzeug.

Über den Wolken...
Aber erst jetzt erreicht uns der späktakuläre Schall zu den spektakulären Bildern.

Unsere Beschäftigung vor und nach dem Launch.